von GILBERTO MARINGONI*
Kommentar zum kürzlich erschienenen Buch von Marcos Silva
Interpretationen zur brasilianischen Militärdiktatur bleiben offen. Es geht nicht nur darum, die Verantwortlichkeiten der Betreiber und Beauftragten für Verbrechen des 1985 zu Ende gegangenen Regimes zu verfolgen – eine Aufgabe, mit der seitdem keine Regierung mehr konfrontiert war –, sondern auch darum, zu überprüfen, ob der Zyklus, der durch den Putsch von 2016 begonnen wurde, eine Wiederholung darstellt der Geschichte als Chanchada. Der zwei Jahre später gewählte sogenannte „Mythos“ strebt danach, durch die Zerstörung des kollektiven Gedächtnisses eine heroische Mythologie der 21 Jahre Blei zu schaffen.
Die Neuinterpretation und Neudefinition dieser Zeiten bedeutet, miteinander verflochtene Schichten der historischen Zeit zu berühren. Trotz respektabler Werke waren die fast vier Jahrzehnte, die uns vom letzten General trennen, der den Chef der Exekutive an sich gerissen hat, auch fruchtbar für die Schaffung voreingenommener Erzählungen, die von der „Dictabranda“ zur Hagiographie von Charakteren springen, auf der Suche nach einer eigenen Reinigung Biografie mit zivilisierten Farbstoffen.
Angesichts solcher Schauspieler ist Marcos Silva dabei unerbittlich Relative Diktatur und Leugnung: Brasilien, 1964 (2016, 2018…). Sein intellektueller Club beginnt mit dem Titel, einer klaren Paraphrase des unvergesslichen Konzepts der relativen Diktatur, das uns General Ernesto Geisel Wochen nach der Schließung des Kongresses im April 1977 vorschlug.
Relativ ist für Marcos ein guter Teil der Geschichtsschreibung über das uniformierte Regime, der von den Medien und der Akademie als kanonisch angesehen wird.
Auf der Grundlage eines soliden intellektuellen und kulturellen Hintergrunds untersucht der Historiker die Werke von Elio Gaspari und Marcos Napolitano und weist darauf hin, dass die Geschichtsschreibung trotz der Interpretationsdistanz in Extremsituationen nicht zweideutig sein darf. Die Demokratie mit Füßen zu treten, die Verfassung zu zerreißen und das politische Leben mit Blut zu beflecken, sind Gesten, bei denen jeder Vorwand mitschuldig ist.
Marcos Silva würdigt das Handwerk des Historikers in einem mit Takt und Leidenschaft geschriebenen Buch.
*Gilberto Maringoni ist Professor an der Federal University of ABC.
Referenz
Mark Silva. Relative Diktatur und Leugnung: Brasilien, 1964 (2016, 2018…). São Paulo, Maria Antonia Editions, 2021.