Zur Kritik der sowjetischen Produktionsweise

Thomas Jones, Gebäude in Neapel, 1782.
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von ROBERT KURZ*

Gedankenlos und fraglos wurde die aus der Oktoberrevolution hervorgegangene Gesellschaftsform im Guten wie im Schlechten als „realer Sozialismus“ akzeptiert.

Nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) wirkt die Linke trotz der globalen Krise des Kapitalismus ideologisch, theoretisch und politisch erschöpft und demontiert. Die erklärende und mobilisierende Kraft des authentischen Marxismus ist zwar nie angemessener als heute, kann aber nicht mehr verwirklicht werden. Vielleicht gerade deshalb, weil die Linke insgesamt Eduard Bernsteins berüchtigten Leitspruch begeistert begrüßte: „Die Bewegung ist alles; das Endziel, nichts“. In gewisser Weise trifft dies auch auf den revolutionären Flügel der Linken zu, der nicht müde wurde, unzählige Strategien zur „Erreichung der Revolution“ zu entwickeln, sich aber stets besonders vage über den Inhalt des sozialistischen Ziels verhielt.

Gedankenlos und fraglos wurde die aus der Oktoberrevolution hervorgegangene Gesellschaftsformation im Guten wie im Schlechten als „realer Sozialismus“ akzeptiert. Die Kritik an diesem „realen Sozialismus“ blieb äußerlich, moralisch oder bürgerlich-demokratisch; Sowohl apologetische Positionen als auch Kritik haben sich in jahrzehntelangen wiederholten Stellungskriegen festgesetzt und verfestigen sich nun. Aber der Prozess der gesellschaftlichen Entwicklung ging auf neuen und höheren Ebenen weiter, nicht nur hinter dem Rücken der bürgerlichen Theoretiker, sondern auch der Theoretiker der Linken. Die Tatsache, dass die Weltkrise des Kapitalismus mit der Weltkrise des „realen Sozialismus“ einhergeht, hat die Linke gelähmt und zu einer Massenflucht zu reaktionären und irrationalen kleinbürgerlichen Ideologien geführt. Aber ein wirklicher Ausweg aus der Krise seitens einer neuen revolutionären Arbeiterbewegung kann nur durch die Neuformulierung des sozialistischen Ziels gefunden werden, die über eine materialistische Kritik der alten Arbeiterbewegung erfolgen muss.

Was auf der Tagesordnung steht, ist weder die ohnmächtige Aufrechterhaltung der Tradition noch der „taktische“ Flirt mit der jetzt an der gesellschaftlichen Oberfläche dominierenden Mittelschichtsbewegung (oder gar die unglückliche Vereinigung beider in Form der NHT).3 sondern eine schonungslose Klärung der Frage, warum der Kommunismus trotz einer über seine Reife hinausgehenden kapitalistischen Entwicklung noch immer nicht siegen konnte? Eine Debatte über das sozialistische Ziel ist unausweichlich, wenn die marxistische Linke zu sich selbst zurückfinden soll.

 

Zeitökonomie und Wertgesetz

Entgegen der landläufigen Meinung zogen die Begründer des Marxismus aus der Kritik der politischen Ökonomie des Kapitals konkrete Schlussfolgerungen für den „Aufbau des Sozialismus“. Wesentlich ist die „Ökonomie der Zeit“, die laut Marx für alle historischen Gesellschaftsformationen gilt. Den Menschen stehen sowohl individuell als auch gesellschaftlich stets begrenzte Zeitmittel zur Verfügung, die auf die verschiedenen notwendigen Tätigkeiten verteilt werden müssen. In ursprünglichen Gesellschaften, die keine Waren produzieren, mit wenig materieller Sozialisierung der Arbeit (im Allgemeinen kleine direkt verwaltete Gemeinschaften), ist diese Verteilung der Zeitressourcen natürlich und durch Sitte geregelt, sie ist „direkt“, ohne Instanzen sozialer Vermittlung.

Anders verhält es sich auf der Ebene der Warenproduktion, die eine erweiterte gesellschaftliche Arbeitsteilung und damit eine stärkere gesellschaftliche Bindung auf der Grundlage stärker entwickelter Produktivkräfte impliziert. Die Verteilung des sozialen Zeitfonds auf die verschiedenen Teiljobs erfolgt weiterhin natürlich, sie ist jedoch nicht mehr „direkt“, da die Regulierung des sozialen Arbeitssatzes, die immer noch eng mit dem natürlichen Kontext verbunden ist, in zwei geteilt wird private Jobs die, wie wir wissen, die gesellschaftliche Arbeitsteilung nur als offenbaren Austausch auf dem Markt. Da die Sozialität der Produktion nicht direkt in der Produktion selbst existiert, sondern nur im Austausch existieren kann und es daher trotz der Tatsache, dass es keine gesellschaftliche Kontrolle über die gesellschaftliche Entwicklung gibt, entsteht im Austausch einzelner privater Arbeiten das Problem der Sozialisierung. Gleichwertigkeit. Im Idealfall müssten gleiche Mengen durchschnittlich gesellschaftlich notwendiger („abstrakter“) Arbeit, objektiviert in Produkten, ausgetauscht werden.

Tatsächlich geschieht dies jedoch nur im Durchschnitt und durch die Friktionen des Austauschprozesses: Die Proportionalität des Verhältnisses zwischen dem gesellschaftlichen Zeitvorrat und der Teilsozialarbeit (in der Ökonomie als Ressourcenallokationsproblem bekannt) wird erst durch die Disproportionalität hergestellt . Der Grund dafür liegt darin, dass die „Ökonomie der Zeit“ in der Warenproduktion nicht mehr direkt wie in natürlichen Gemeinschaften, sondern nur noch indirekt als real in Erscheinung tritt Spiegelung der Waren aufeinander. Nicht so sehr: Auf einem Tisch einerseits und zwei Stühlen andererseits stecken jeweils zwei Stunden Sozialarbeit, allerdings: Ein Tisch ist „zwei Stühle wert“. Schon in den frühen Stadien der Warenproduktion produzierte dieses Verhältnis Geld als „allgemeine Ware“ (allgemeines Äquivalent), und jede Spur der der gesellschaftlichen Arbeit zugrunde liegenden Zeitökonomie wurde aus dem Bewusstsein getilgt (Warenfetischismus).

Das Wertgesetz als Grundgesetz der Warenproduktion ist daher nicht identisch mit dem in allen Gesellschaften geltenden allgemeinen Gesetz der Zeitersparnis, sondern nur mit seiner besonderen historischen Ausprägung in warenproduzierenden Gesellschaften. Das Wertgesetz bedeutet nicht nur, dass „Wert“ auf Mengen abstrakter menschlicher gesellschaftlicher Arbeit beruht (Arbeitswerttheorie), sondern dass die Abstraktion der Arbeit tatsächlich als „reale Abstraktion“, als reale Widerspiegelung der Waren verkörpert ist andere und wie Geld.

Kapitalismus ist die Fortsetzung der Warenproduktion mit anderen Mitteln. Innerhalb der als separate Privatarbeiter existierenden Zweige der gesellschaftlichen Arbeit treibt sie eine neue „interne“ Ebene der Arbeitsteilung voran, die einerseits die Produktivkraft der Arbeit enorm steigert und andererseits die menschliche Arbeitskraft transformiert verwandelt sich in Waren und verallgemeinert den ehemals marginalen merkantilen Charakter der Produkte (Zerstörung der Subsistenzproduktion, Umwandlung der Bauern in industrielle Lohnempfänger, Kapitalisierung der ländlichen Wirtschaft). Durch den Einsatz der durch die Konkurrenz vermittelten Maschinerie wird dieser Prozess über die Grundlagen des Kapitalismus in immer höheren Formen getrieben. Das Kapital stellt einen Widerspruch her, der auf der Grundlage der Warenproduktion nicht aufgelöst werden kann: Einerseits basiert die Produktion weiterhin auf dem Wertgesetz, dessen Bereich sogar verallgemeinert wird; Andererseits ist es die Bedingung Ihres Materials dieses Prozesses, der das Wertgesetz untergräbt, die auf der materiell-technischen Ebene getrennte private Arbeit auflöst und die gesellschaftliche Arbeit auf einer höheren Ebene vereint. Diese neue Stufe der Sozialisierung der Arbeit zeigt sich auf drei Ebenen:

a) Die Arbeitsteilung zwischen einzelnen Produktionszweigen wird durch die Arbeitsteilung innerhalb der Produktionszweige selbst erweitert.

b) Die verschiedenen Produktionszweige durchdringen sich, die klaren Grenzen zwischen ihnen (im Zunftwesen noch starr) vermischen sich und lösen sich auf.

c) Die Gesamtproduktion wird zunehmend abhängig von einer gigantischen sozialen Infrastruktur, deren Leistung nicht nachvollziehbar ist (faβbar) wertmäßig, führt aber zu einer stetigen Steigerung der Produktivität der materiellen Arbeit (Wissenschaft, Ausbildung, Kommunikation etc.). So tendiert die auf Wert basierende Produktion zum Zusammenbruch, das Kapital selbst weist eine logische und historische Grenze auf, die in einer Eskalation verheerender Krisen sichtbar wird. Die kapitalistische Hülle muss platzen.

 

Das wirtschaftliche Wesen des Sozialismus

Sozialismus kann nichts anderes bedeuten als die Berücksichtigung der wirtschaftlichen Sozialisierung. Ihres Materials der kapitalgesteuerten Produktion. Die technisch-materielle Sozialisation muss auch als sozioökonomische Sozialisation in Erscheinung treten. Dies bedeutet die Überwindung der privaten oder gesellschaftlichen Teilproduktion, die gewaltsam und formal durch das Kapital aufrechterhalten wird, und deren Ersetzung durch die Kollektivität als kollektive Produktion, die von der Gesamtgesellschaft betrieben und kontrolliert wird. Damit gilt das Wertgesetz jedoch nicht mehr als besondere historische Form der Zeitökonomie. Der Ersatz der gesellschaftlichen Produktion indirekt (Warenproduktion) durch gesellschaftliche Produktion Direkte (materiell sozialisiert) erfordert auch, dass die Ökonomie der Zeit nicht indirekt als „Wert“, als reale Widerspiegelung der Waren untereinander, als Geld (und daher notwendigerweise hinter dem Rücken der Produzenten) dargestellt wird, sondern dass sie direkt und direkt genommen wird wird von den selbstbewussten Produzenten in ihrer vergesellschafteten Produktion als das verwaltet, was sie ist: die Verteilung des gesellschaftlichen Zeitfonds auf die verschiedenen Tätigkeiten nach einem gemeinsamen Plan. Auf diese Weise tritt das universelle Gesetz der Zeitökonomie sofort wieder in Erscheinung, allerdings nicht mehr wie in natürlichen Gemeinschaften und basierend auf dem rein natürlichen Kontext, sondern aus der Sozialisierung der Menschen selbst.

Daraus folgt, dass Wertgesetz und Sozialismus völlig unvereinbar sind. Eines von zwei Dingen: Entweder wird die Produktion wirklich sozial, so dass Produkte nicht mehr als „Wert“ dargestellt werden können oder phantasmagorisch als Geld in seiner Wertform dupliziert erscheinen, oder die Vergesellschaftung setzt sich indirekt als Wertform fort. -Wert der Produkte, ohne jegliche gemeinsame oder direkte gesellschaftliche Produktion. Nicht die Überwindung des Wertgesetzes ist die Obergrenze des Sozialismus, seine Verwandlung in den „vollendeten Kommunismus“, sondern seine Grenze wenigerdein Startpunkt. Aus ökonomischer Sicht ist die Aufhebung des Wertgesetzes identisch mit dem Bruch der kapitalistischen Hülle.

Es besteht kein Zweifel, dass eine solche Vision – die einzige authentisch marxistische – in eklatantem Widerspruch zu der „marxistischen Diskussion“ steht, die jahrzehntelang unter der … geführt wurde Diktat der aus der Oktoberrevolution hervorgegangenen Gesellschaftsformation. So gegensätzlich die Positionen in dieser Debatte auch sind, in einer Hinsicht sind sie doch bemerkenswert ähnlich: Die Abschaffung des Wertgesetzes wird in eine immer weiter entfernte Zukunft verschoben, und diese Formation wird auf die eine oder andere Weise zur „Übergangsgesellschaft“ erklärt. “, die sich über einen Zeitraum auf ewig und unbestimmte Zeit erstreckt. Die Gültigkeit des Wertgesetzes und die Existenz der Warenproduktion werden größtenteils als konstitutiv für die gesamte „untere Stufe des Kommunismus“, also des Sozialismus, angesehen. Grob revisionistische Positionen wie diese weichen vom Marxismus ab.

Zweifellos sind Übergangsmaßnahmen für den wirtschaftlichen Wandel der Gesellschaft notwendig, der in mancher Hinsicht nur wenige Monate, in anderer Hinsicht vielleicht einen Zeitraum von einigen Jahren in Anspruch nimmt. Es ist jedoch völlig lächerlich anzunehmen, dass nach fast sieben Jahrzehnten (wie in der Sowjetunion) oder nach vier Jahrzehnten (wie in den „volksdemokratischen“ Ländern) das Wertgesetz und der merkantile Charakter der Produktion Ausdruck sein sollten des „Sozialismus“. Angesichts der Marxschen Kritik der politischen Ökonomie ist eine solche Idee einfach grotesk. Diese Auffassung lässt sich auch mit Verweis auf eine Ungleichverteilung aufgrund der Marxschen „Reste bürgerlichen Rechts“ in der Übergangszeit des Sozialismus nicht begründen (Gothaer Programmkritik). Für die Arbeitszeit ist eine Verteilung nach Kapazität durchaus möglich, was nicht im Geringsten dem Wertgesetz und der Warenproduktion bedarf. Manchmal wird aus Unwissenheit oder wider besserem Wissen behauptet, Marx habe die Leistungsentlohnung durch Arbeitsgutscheine (Zahlungsbescheinigungen für Sozialarbeit) als „anarchistische Utopie“ abgelehnt.

Es ist genau das Gegenteil. Marx kritisiert Proudhon, Gray und andere dafür, dass sie sozialistische Arbeitsgutscheine mit „Geld“ („Arbeitsgeld“) verwechseln, weil sie theoretisch nicht über den Horizont der Warenproduktion hinausgehen. Marx beweist, dass eine direkte Messung der gesellschaftlichen Leistung der Arbeit im Austausch getrennter privater Arbeiten (wie Gray und dann vulgär ausgedrückt Proudhon im Sinn hatten) nicht möglich ist; Die Konsequenz ist jedoch nicht die Negierung der Couponverteilung, sondern die Abschaffung der Warenproduktion. Alle Theorien, die die Vereinbarkeit des Wertgesetzes mit dem Sozialismus behaupten (oder wie der kluge Ernst Mandel, der, um dieser Schwierigkeit zu entgehen, die monströse Theorie einer „Übergangsgesellschaft“ für die Übergangsgesellschaft des Sozialismus schuf), sind nicht nur falsch und unlogisch , aber gleichzeitig a Ideologie der realen Umstände.

Die reale Gültigkeit des Wertgesetzes im Ostblock bezieht sich auf die nicht minder reale Existenz von Ausbeutungsverhältnisse. Es stimmt nicht, dass der allgemeine Warencharakter der Produktion durch die Tatsache eingeschränkt wurde, dass die Arbeitskraft keine Ware mehr war, sondern eher im Gegenteil, weil die Arbeitskraft selbst eine Ware blieb (oder wurde, wie in den meisten Teilen der bäuerlichen Bevölkerung). des Ostens) besteht darin, dass Produkte als Waren erscheinen. Wenn die Arbeitskraft privat ist, kann die Produktion nicht gemeinsam sein. Die Umwandlung der menschlichen Arbeitskraft in eine Ware und deren Verwertung auf der Grundlage der allgemeinen Warenproduktion bleibt jedoch das Wesen einer Produktionsweise. Kapitalist, in denen bestimmte Formen vorkommen können. Es bleibt jedoch zu klären, wie sich dieser „Ostkapitalismus“ entgegen den Absichten der Bolschewiki entwickeln konnte und inwiefern er sich in seiner Form vom westlichen Kapitalismus unterscheidet.

 

Das Dilemma der Oktoberrevolution

Aus Marx‘ Theorie ergibt sich logischerweise, dass die sozialistische Revolution ökonomisch gesehen erst nach einem gewissen Reifegrad der kapitalistischen Vergesellschaftung möglich ist. Andererseits kann das Proletariat unter bestimmten Bedingungen unabhängig von diesem Reifegrad des materiellen Sozialisierungsprozesses (relative) politische Macht übernehmen. In diesem Spannungsverhältnis löst sich das Dilemma der Oktoberrevolution. Lenin und die Bolschewiki waren sich dessen vollkommen bewusst. Es bestand kein Zweifel daran, dass Russland als Ganzes noch nicht einmal den Mindestreifegrad der kapitalistischen Vergesellschaftung der Produktion erreicht hatte. Was Lenin entwickelte (und daher war seine Doktrin der der westlichen Sozialdemokratie überlegen), war zum ersten Mal eine internationale politische Strategie der Revolution, basierend auf den Bedingungen des imperialistischen Ersten Weltkriegs: der russischen Revolution, gerichtet gegen a völlig überholter Zarismus. Und als schwächstes Glied in der Kette der feindlichen Klassen würde er den ersten Anstoß für die proletarische Revolution in den entwickelten Ländern Westeuropas geben.

Mit der wirtschaftlichen Unterstützung eines westlichen Sozialismus, und nur mit dieser Unterstützung, könnte die proletarische Macht im Osten dann mit einer wirtschaftlichen Überlebenschance rechnen und die wesentlichen Etappen der Entwicklung des Kapitalismus überspringen. Die Abrechnung war nahe, aber sie kam nicht. Lenin hatte die Breite und Tiefe des Reformismus der westlichen Arbeiterbewegung unterschätzt und den Reifegrad des Prozesses der westlichen Vergesellschaftung der materiellen Produktion überschätzt, ebenso wie teilweise auch Marx und Engels selbst. Damit wurde die Tragödie der Oktoberrevolution angekündigt. Sobald klar wurde, dass die Sowjetunion die ursprüngliche Akkumulation (Industrialisierung) aus eigener Kraft herbeiführen wollte, ohne stärker auf die Revolution der westlichen Arbeiter zu setzen, war die sozialistische Macht zum Tode verurteilt. Denn sozialisierte (sozialistische) Produktion bedeutet kollektive Leitung und Kontrolle der Produktion und damit auch die Überwindung zumindest der gröbsten Formen der kapitalistischen Arbeitsteilung; andernfalls kann das Wertgesetz nicht überwunden werden. Die als Grundlage für einen „überschüssigen“ gesellschaftlichen Zeitfonds entwickelten Produktivkräfte sind jedoch bereits a Annahme dafür. Originäre Akkumulation ist genau das Gegenteil, nämlich die permanente Absorption lohnabhängiger Massen an Mehrarbeit – und in diesem Sinne ihr Wesen es war durch und durch und notwendigerweise kapitalistisch.

Der Zerfall der sozialistischen Macht in Russland konnte jedoch nicht durch eine Konterrevolution der alten russischen Bourgeoisie erreicht werden. Es war zu schwach, von der Abhängigkeit vom Zarismus und ausländischem Kapital bis zu seiner völligen Zerstörung durch die Oktoberrevolution. Die unvermeidliche Konterrevolution konnte nur von innen kommen, aus einem Transformationsprozess der bolschewistischen Partei selbst. Dies geschah nur in einer einzigen Phase der sowjetischen Geschichte zurückrollen es war in gewisser Weise möglich Kälte und von innen nach außen, also in der Phase nach Lenins Tod und nach dem Ende des Bürgerkriegs, Mitte der 1920er Jahre. So wie Lenin, dem Tode nahe, in den letzten Jahren und Monaten in Artikeln und Entwürfen analysiert hatte Das ursprüngliche und zahlenmäßig kleine Industrieproletariat war in dieser Phase der Revolution und des Bürgerkriegs im Laufe seines Lebens zerstört und erschöpft worden. Es gab keine wirkliche soziale Grundlage mehr für die sozialistische Revolution, da sich die herrschende Partei schnell in einen separaten und „schwebenden“ Machtapparat verwandelte. Unter Stalin wurde dieser Apparat in seinem ökonomischen Charakter in die kapitalistische Maschine der ursprünglichen Akkumulation umgewandelt. In diesem Sinne sind alle Theorien der „Restauration“ von Anfang an auf dem falschen Weg und sehen lediglich Chruschtschows Pseudo-Abrechnung mit dem Stalinismus im Jahr 1956 als unheilvolles Datum einer angeblichen Konterrevolution.

Es wäre auch sehr seltsam, wenn eine „Arbeitermacht“ nach jahrzehntelanger Dominanz plötzlich ohne Lärm, ohne größere Zusammenstöße oder Unruhen untergehen würde. Tatsächlich gab es in wirtschaftlicher Hinsicht, abgesehen von einigen auffälligen Notmaßnahmen des „Kriegskommunismus“, in der Sowjetunion nie eine sozialistische Produktionsweise. In der Phase der allgemeinen Erschöpfung, nach dem Bürgerkrieg, dem Tod Lenins und angesichts der ausbleibenden Revolution im Westen, verwandelte sich die sozialistische politische Macht auf „kalte“ Weise in eine ursprüngliche kapitalistische Akkumulationsmaschine. Der Stalinismus ist nur die ideologische Widerspiegelung dieser missverstandenen Entwicklung.

 

Sowjetischer Staatskapitalismus

Angesichts eines bereits hoch organisierten Weltmarktes und entwickelter imperialistischer Länder musste die von der Sowjetunion ausgehende Akkumulation andere Formen annehmen als im Westen. Aufgrund des äußeren wirtschaftlichen Drucks konnte es sich nicht mehr langsam aus der Konkurrenzbewegung des eigenen Binnenmarktes entwickeln, sondern musste schnell durch eine zentralisierte staatskapitalistische Verwaltung produziert werden. Alle als „sozialistisch“ bezeichneten Formen wie Zentralplan, zentralstaatliche Mehrwertabschöpfung, zentralstaatliche Investitionsbehörde, Außenhandelsmonopol etc. Staat. Auf der Grundlage des Wertgesetzes und der Warenproduktion konnten sie nichts anderes tun. Mit der Herausbildung dieser staatskapitalistischen Produktionsweise bildete sich zwangsläufig eine staatskapitalistische herrschende Klasse aus Produktionskommandanten und staatlichen Aneignern des Mehrwerts.

Seitdem ist diese ursprüngliche kapitalistische Akkumulation und Erholung wurde ein Modell für alle Länder, die aus der kolonialen oder neokolonialen Umzingelung ausbrechen und sich einer autonomen Akkumulationsbasis nähern wollten. Daher die Affinität zu Guerillabewegungen, teilweise aber auch zu „linken“ Militärputschen, Diktatoren usw. der „Dritten Welt“ mit der Sowjetunion. Solche Entwicklungen, die ideologisch stets unter dieser „sozialistischen“ Maske ablaufen, können wirtschaftlich nur ein Staatskapitalismus der ursprünglichen rekuperativen Akkumulation sein, dessen Charakter durch euphemistische Bezeichnungen als „nichtkapitalistischer Entwicklungsweg“ in keiner Weise verändert wird. Abhängig von den vorhandenen natürlichen und menschlichen Ressourcen könnte die staatskapitalistische Akkumulation bis zu einem gewissen Grad fortgesetzt werden, was bisher nur in großen Ländern wie Russland und China möglich war, oder sie muss in eine Form der wirtschaftlichen Abhängigkeit zurückkehren. Mit dem Aufstieg des Staatskapitalismus in der Sowjetunion entstanden jedoch neue unlösbare Widersprüche. Diese tauchten in der Industrialisierung aus dem Nichts nur geringfügig auf.

Sobald dieser Prozess jedoch allgemein abgeschlossen war, also mit der Verwirklichung einer eigenen Schwerindustriebasis, einer organisierten Energieversorgung und Elektrifizierung sowie eines Transport- und Kommunikationssystems usw., wurde dieser Widerspruch zwischen der Ware Produktion und staatskapitalistische Zentralisierung begannen sich durchzusetzen. Nach der Industrialisierung, für die sie wirklich funktionsfähig war, musste die staatskapitalistische Bürokratie bei der Aufgabe, wettbewerbsfähig in den Weltmarkt einzutreten und einen Entwicklungsprozess einzuleiten, völlig dysfunktional werden. intensiv (Produktion von relativem Mehrwert) unter Weltmarktbedingungen. Die Aufgabe der „Planung des Marktes“, also aller bewussten Steuerung von Funktionen durch natureza Unzugänglich für die Gesellschaft der Warenproduktion (Fluss von Tauschwerten, Preisen, Löhnen), muss ihre bewusste soziale „Planung“ (und nichts anderes als der Planungsmechanismus im Ostblock) unheilbar unlösbar werden. Oberflächlich betrachtet zeigt sich dies daran, dass der Ostblock in puncto Arbeitsproduktivität seit den 1950er Jahren hinter dem Westen zurückgeblieben ist, sich weigerte, für teure Technologieimporte zu bezahlen, und damit die bloße Illusion des Westens bewies. „Aufholen und überholen".

In diesem Zusammenhang muss die oberflächliche Kritik am stalinistischen System seit Chruschtschow fortan als eine endlose Debatte über Wirtschaftsreformen gesehen werden, die immer nur in die Richtung einer stärkeren Entwicklung von Marktelementen und Wettbewerb weist. Echte „marktwirtschaftliche“ Reformen wurden jedoch durch die Ausweitung der Interessen des staatskapitalistischen Apparats selbst und seiner sich inzwischen entwickelnden Eigendynamik neutralisiert. Aus diesem Zusammenhang wird deutlich, dass die erzwungene Übertragung des sowjetischen staatskapitalistischen Systems auf bereits industrialisierte Länder wie die DDR oder die Tschechoslowakei von Anfang an dysfunktional und reaktionär war. Die schwere Krise des gesamten Ostblocks als sozusagen kapitalistisch getriebener Handbremse muss sich unaufhaltsam weiterentwickeln und dürfte darüber hinaus zu schweren gesellschaftlichen Zusammenstößen führen. Durch den Weltmarkt verschmilzt die Krise des östlichen Kapitalismus mit der des Westens, der unkontrolliert auf den Abgrund eines Zusammenbruchs des Wertgesetzes zusteuert. Der Menschheit im Osten und Westen bleibt nichts anderes übrig, als die Warenproduktion einzustellen oder mit dieser Produktionsweise unterzugehen.

 

Die Aufgaben der revolutionären Linken

Die wirklichen Kämpfe der Arbeiterklasse im gegenwärtigen Prozess der Krise und des Wandels im Weltkapitalismus haben in dieser Produktionsweise schließlich keinen Platz; Sie können nur dann eine Perspektive haben, wenn sie mit der strategischen Ausrichtung einer Neuformulierung der sozialistischen Zielsetzung verbunden sind. Eine solche Perspektive kann von der revolutionären Linken nur durch die Kritik der regressiven kleinbürgerlichen Ideologie „Kritik der Produktivkräfte“ und ihrer reaktionären nationalistischen oder „regionalistischen“ politischen Implikationen entwickelt werden. Denn die Abschaffung der Warenproduktion ist auf internationaler Ebene nur durch eine europaweite sozialistische Arbeiterrevolution möglich. Die Ablehnung aller engstirnigen reaktionären „Vereinigungs“-Phantasien der nationalistischen Linken einerseits und die Neuformulierung des sozialistischen Ziels als Kritik der alten Arbeiterbewegung und des sowjetischen Staatskapitalismus andererseits sind zwei Seiten davon die gleiche Münze. .

*Robert Kurz (1943-2012) war ein marxistischer Aktivist und Theoretiker. Autor, unter anderem von The Last Fights (Voices).

Tradução: Marcos Barreira auf Boitempos Blog.

Ursprünglich veröffentlicht am Gemeinsame Beilage, No. 1, am 30. November 1984.

 

 

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