von DANIEL BRASILIEN*
Kommentar zum Erzählband von Maria Fernanda Elias Maglio
Die Deutschen haben den Begriff geprägt Zeitgeist um den Geist einer Ära im XNUMX. Jahrhundert zu definieren. Hegel entwickelte das Konzept und argumentierte, dass jede Kunstform den sozialen und kulturellen Kontext der Zeit widerspiegele, in der sie geschaffen wurde (in Geschichtsphilosophie).
Wenn wir diese Idee auf die brasilianische Literatur anwenden, kommen wir zu dem Schluss, dass mehrere Bücher der Romantik, des Realismus oder des Modernismus sehr repräsentative Beispiele für den historischen Moment sind, in dem sie entstanden sind. Mit der gebotenen kritischen und chronologischen Distanz betrachtet und ein wenig umgedreht würden wir sogar sagen, dass die Werke mit der größten Wirkung den Geist ihrer Zeit mitgeprägt haben.
Es ist kein Zufall, dass die in Brasilien im XNUMX. Jahrhundert produzierte Literatur einige Gemeinsamkeiten aufweist. Das dringliche Schreiben, das absichtliche Übertreten einiger grammatikalischer Regeln, die Einbeziehung der Sprache in den „Millionenbeitrag aller Fehler“, Gewalt als Praxis, die Beseitigung jeglicher Form von Romantik, die Diskreditierung von Institutionen, die Anprangerung des Bankrotts von der Staat und seine Mechanismen der sozialen Kontrolle, beschreibende Rohheit, alles durchdrungen von einem diffusen Nihilismus.
Natürlich stoßen wir hier und da auf Autoren, die auf realistischen, modernistischen oder gar romantischen Vorgehensweisen bestehen und in „klassischen“ Literaturformaten arbeiten. Es gibt immer mehr Ausnahmen, bei denen es sich nicht um ein Werturteil, sondern nur um eine Beobachtung handelt. Ein Realist würde beschreiben, wie eine Granate funktioniert. Ein Modernist würde versuchen, die Explosion nachzuahmen. Postmodernisten beschreiben den durch Granatsplitter verursachten Schaden.
aber dieses Verfahrensweise Nach allem, fragmentiert und qualvoll, birgt es mehrere Fallstricke. Um nicht in das Massengrab zu fallen, das literarische Versuche, Low-Level-Chroniken und Ausbrüche in sozialen Netzwerken dem Erdboden gleichmacht, braucht man erzählerisches Geschick, Vorstellungskraft und ein klares Bewusstsein dafür, wo man ästhetisch ankommen möchte.
Ein eindrucksvolles Beispiel für die Kraft dieser neuen Form des Schreibens ist das aktuelle Buch von Maria Fernanda Elias Maglio. Wer lebt, hebe deine Hand. Der Band vereint 25 Kurzgeschichten, in denen der Autor eine literarische Büchse der Pandora entdeckt, aus der wir nicht unversehrt hervorgehen. Der Autor bietet mehr als rohe, nervöse und stark bildhafte Beschreibungen, sondern eine thematische Bandbreite, die von Flüchtlingen, die das Meer in prekären Booten überqueren, bis zum Carandiru-Massaker reicht, das aus der Sicht einer Kakerlake erzählt wird. Polizisten, Gauner, Kriminelle, perverse Kinder, entfremdete Menschen, die als Marionetten in einer Albtraumatmosphäre zwischen kleiner Mittelschicht und absoluter Armut agieren.
Der Reichtum des Schreibens von Maria Fernanda lässt uns mit jeder Geschichte weitermachen, so schockierend sie auch erscheinen mag. Es handelt sich nicht um sadistische Literatur im klassischen Sinne des Wortes, sondern um eine Untersuchung der dunkelsten und erbärmlichsten Nuancen des Menschen. Es ist unvermeidlich zu erwähnen, dass der Autor ein Pflichtverteidiger ist und professionell mit armen Menschen umgeht, die eine Strafe absitzen. Man kann davon ausgehen, dass ein großer Teil dessen, was er von seinen Kunden hört, in seine fiktive Produktion einfließt.
Aber sie ist nicht nur eine Weltuntergangsreporterin, ganz im Gegenteil! Maria Fernanda Maglio lässt bei einem im Zentrum von São Paulo arrangierten Treffen einen Funken Hoffnung aufblitzen, zeigt die Möglichkeit einer in einer Bäckerei wiederentdeckten Liebe und schildert ironisch die Beziehung einer ehemaligen Universitätsstudentin, die sich mit dem Besitzer eines kleinen Ladens einlässt.
Der Schreibstil der Autorin erweist sich zu jeder Zeit als furchtbar menschlich, auch wenn der Erzähler ein elektrischer Stuhl ist, wie in der Kurzgeschichte mit dem Titel 636. Insgesamt wechselt sie gekonnt die Erzählstimmen ab, entwickelt Charaktere, die in wenigen Zeilen unsere Aufmerksamkeit fesseln und regt zum Nachdenken über Elend, Gewalt, Schicksal, anonymes Leiden, atavistisches Böses und alltägliche Perversionen an. O tempora! Oh mein Gott!
Es ist unmöglich, die Literatur von Maria Fernanda Elias Maglio unversehrt zu lassen.
* Daniel Brasilien ist Schriftsteller, Autor des Romans Anzug der Könige (Penalux), Drehbuchautor und Fernsehregisseur, Musik- und Literaturkritiker.
Referenz
Maria Fernanda Elias Maglio. Wer noch lebt, hebe deine Hand. São Paulo, Verlag Patuá, 2022, 230 Seiten (https://amzn.to/3qulI5w).
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